Vor der Generalversammlung des Glattfelder Naturschutzvereins unter freiem Himmel im Katztenstieg wurde angeboten, das Leben unseres scheuen Dachses genauer unter die Lupe zu nehmen. Für die kindergerechten und praxisorientierten Lektionen waren Madeleine Gersbach und Felix Moor verantwortlich. Dem wenig bekannten Waldbewohner scheint es bei uns ganz gut zu gehen. Aber, so genau weiss man das auch wieder nicht…
Perfektes Wetter für eine Waldbegehung. Noch vor der wohl bald zu erwartenden sommerlichen Wärme bis Hitze zeigten sich am Samstagvormittag manche der gut 20 teilnehmenden Personen begeistert vom angenehmen Klima im frühlingshaften Wald beim Katzenstieg. Dazu passte ein vielfältiges Konzert von Vogelstimmen. Anhand eines Kinderbuches stellte zunächst Madeleine Gersbach den scheuen Dachs vor, so dass sich die Kleinen von Anfang beteiligen konnten. «Ich bin nicht elegant, kann aber sehr gut graben und sehe praktisch nichts. Deshalb bin ich auch immer nachts unterwegs», heisst es etwa vom Dachs. Deshalb konnte er logischerweise nur auf einem Bild betrachtet werden. Seine drei Farben musste man sich merken, um nachher irgendwelche Objekte in den gleichen drei Farben im Wald einzusammeln. Danach verschob sich die Gruppe zu einer Dachsgrube im Gelände.
Wohl unbewohnte Höhle
Die beiden Expeditionsleiter hatten zuvor eine solche inspiziert, welche allem Anschein nach zur Zeit nicht bewohnt ist. «Das sieht man daran, dass einerseits keine frische Erde vor dem Bau liegt und dass es grundsätzlich rund um die Höhle nicht sehr aufgeräumt aussieht», erklärt Felix Moor. Dachse seien nämlich fleissige Chrampfer, die ihren Bau gut in Ordnung hielten. Solche Dachsburgen könnten sich auch mal über Hunderte von Metern ausdehnen und ihr Alter sei bei Forschungen in Deutschland auf bis 500 Jahre geschätzt worden. Madeleine Gersbach ergänzte, dass sich die eher scheuen und zurückgezogenen, marderähnlichen Tiere dann, wenn es darauf ankomme, mit ihren groben Krallen schon zu wehren wüssten. So, wie man es zuweilen in Tierfilmen sähe, wenn vermeintliche kleine Looser auch die Grossen angreifen würden. Die Kinderschar erfährt dann, dass der Dachs in früheren Leben jeweils zu laute Partys gefeiert habe, mitten im Wald. Die Beratung der Waldtiere hatte schliesslich ergeben, dass Dachse fortan zwar bleiben durften, aber nur unter der Erde.
Zwischen Fuchs und Wildsau
Im Winter ruht sich der Dachs aus, macht aber keinen tiefen Winterschlaf wie etwa Bären. Dachse seien auch sehr familienfreundlich und deshalb nachts oft in einer ganzen Gruppe anzutreffen. Drei Felle liegen jetzt vor Felix Moor. Ein borstiges, ein weiches und ein drittes zwischen den beiden. Wem gehören sie? – Streicheln erlaubt, etwas, das manche wohl noch gar nie gemacht haben. Und? – Genau, das Dachsfell liegt im Zwischenbereich. Dachse werden zwischen 10 bis 15 Jahre alt. Sie haben wenig Feinde, weil sie ja auch ziemlich versteckt leben. Am meisten gefährdet sind die Jungtiere. Grössere Feinde wie den Luchs oder den Bären müssen sie ja bei uns kaum fürchten. Der Dachs kann schon mal 15 bis 20 Kilogramm wiegen und hat einmal im Jahr zwei bis sechs Junge. Was er frisst, dürfen die Kleinen auf einem Tuch herausfinden. Dabei kann sich, wer clever genug ist, sogar einen Zuckerwurm oder eine Schnecke aus der Konditorei ergattern. Weil er halt kein Winnertyp wie der Adler oder der Bär ist und gerne im Untergrund bleibt, ist der Dachs unter Menschen auch nicht besonders im Gespräch. Männer kennen Dachshaare bis heute, wenn sie sich denn noch mit dem Rasierpinsel einschmieren. Dachshaare werden teils beim Pferdegeschirr eingeflochten, weil ihnen früher gute Kräfte gegen bösen Zauber zugesprochen wurde. Über die Anzahl Dachse in der Region kann man nur spekulieren. «Zu äufwändig wäre eine genaue Erforschung dieser gross angelegten Höhlensysteme» erklärt Felix Moor. Es scheine den Tieren aber hierzulande recht gut zu gehen. Auf 60 bis 100 Exemplare würde er persönlich tippen.
Naturschutz sucht Nisthilfenbetreuer
Die anschliessende Generalversammlung des Naturschutzvereins blickte mit Besorgnis auf die stete Erwärmung des globalen Klimas, was sich unter anderem auf den Vogelzug auswirkt. Die Finanzen des Vereins stehen gut, die Mitgliederzahl gilt es, im Auge zu behalten. Weil der langjährige Leiter der Nistkastenbetreuung, Robert Sand, kürzertreten möchte, werden weiterhin Helfer für die Nistkastenbetreuung gesucht. Melden kann man sich unter anderem über die attraktive neue Website des Vereins.






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